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<font size="54px">Auswirkungen von Hochwasser auf Unternehmen</font>


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Laut einer Schätzung der Ratingagentur Fitch ist in Deutschland allein durch das Jahrhunderthochwasser 2013 ein volkswirtschaftlicher Schaden von zwölf Milliarden Euro entstanden. Doch wird ein Betrieb überschwemmt, bleibt es oft nicht bei den direkten Schäden durch das Wasser. Eine Untersuchung von Pentland Analytics im Auftrag von FM Global, zeigt, dass ein Jahr nach der Flut der Marktwert der untersuchten Unternehmen um durchschnittlich fünf Prozent gefallen war! Grund genug, dieses Thema einmal näher zu betrachten:

Ein Ereignis, dreifacher Schaden

1. Bei Hochwasser tritt ein unmittelbarer, materieller Schaden ein, gegen den die meisten Unternehmen in der Regel versichert sind.

2. Dazu kommen indirekte Schäden, wie zum Beispiel die Unterbrechung von Lieferketten, was im schlimmsten Fall einen vollständigen Produktionsstopp erzwingt. Auch die allgemeine Beeinträchtigung der Infrastruktur bringt Probleme für die Wirtschaft mit sich. Eine Untersuchung der Universität Potsdam und des Deutschen GeoForschungsZentrums der Flutkatastrophe von 2013 mit immensen Überschwemmungen in ganz Mitteleuropa legt nahe, dass sich diese indirekten Schäden nahezu auf denselben Betrag belaufen wie die direkten Schäden.

3. Darüber hinaus kann sich der Reputationsverlust als Folge eines Hochwasserschadens konkret auf den Aktienkurs auswirken. Die Märkte hinterfragen zunehmend kritisch, inwieweit ein Schaden unvermeidlich war. Oft vermuten Anleger schlechte Vorbereitung als einen Aspekt, der die Schadensdimension wesentlich beeinflusst. Schlechte Vorbereitung auf zu erwartende Extremwetterlagen kann wiederum als Schwäche des Managements und mangelnde Resilienz des Unternehmens ausgelegt werden.

Risiken realistisch einschätzen

Präventive Maßnahmen gegen Hochwasser erfordern hohe Investitionen, das steht außer Frage. Bis heute schrecken Unternehmen aber davor zurück, Mittel für die Prävention von Schäden aufzuwenden, deren Eintreffen niemand genau prognostizieren kann. Dabei sind aber einige Punkte zu beachten:

  • Heute verfügen wir über so viele meteorologische Daten und Rechenleistung wie noch nie, was immer realistischere Vorhersagen ermöglicht. Detaillierte Hochwasserrisikokarten erlauben zudem eine ziemliche genaue, standortabhängige Risikokalkulation. Über einen langen strategischen Planungshorizont betrachtet, werden so auch Hochwasser- und andere Extremwetterereignisse von plötzlich auftretenden Unwägbarkeiten zu statistisch erfassbaren Werten. Das wiederum erlaubt es, eine Kosten-Nutzen-Kalkulation von Präventionsmaßnahmen zu erstellen, in die auch indirekte Kosten eines möglichen Reputationsverlustes auf den Märkten einbezogen werden sollten.
  • Im Zuge des Klimawandels nehmen alle Arten von Extremwetterlagen zu – das ist mittlerweile weitgehend anerkannt. Daten, die von technischen Universitäten in den Niederlanden gesammelt wurden, legen die Vermutung nahe, dass damit auch der finanzielle Schaden durch Hochwasser über die Zeit zunimmt. Betrachtet man die letzten 120 Jahre, traten vier der fünf gravierendsten Ereignisse in Deutschland nach dem Jahr 2000 auf.
  • Der Reputationsverlust durch Hochwasserschäden ist quantifizierbar. Pentland Analytics untersuchte im Auftrag von FM Global die Wertentwicklung von 71 der größten börsennotierten Unternehmen weltweit, die von einem Hochwasserereignis betroffen waren. Dabei zeigt sich, dass der Marktwert ein Jahr nach dem Schadensereignis um durchschnittlich fünf Prozent gefallen war. In absoluten Zahlen sind das 82 Milliarden Dollar Gesamtverlust aller untersuchten Unternehmen in diesem Zeitraum.

Selbstschutz mit Signalwirkung

Unternehmen sollten sich für den Ernstfall nicht allein auf ihren Versicherungsschutz verlassen, denn das kann – wie gezeigt wurde – das Vertrauen ihrer Anleger und Investoren beeinträchtigen. Stattdessen sollten sie proaktive Maßnahmen ergreifen:

  • Berücksichtigung von Risikofaktoren bei der Standortauswahl
  • Bauliche Maßnahmen, wie beispielsweise Wasserbarrieren
  • Disaster-Recovery-Pläne
  • Resiliente Lieferketten und Backups aufbauen

Neben der offensichtlichen Reduktion von Verlusten im Schadenfall sind all diese Maßnahmen auch ein Signal für potentielle Investoren und Anleger, dass ein Unternehmen vorausplant und umsichtig agiert. Das ist wichtig, um Vertrauen aufzubauen und die Basis für eine langfristige Beziehung zu schaffen.